Einmal Heinz:
Und wieder ist ein schöner Seetag. Allerdings sollten wir heute Abend um 21 Uhr in Cozumel anlegen. Derzeit befinden wir uns südlich von Kuba. Aber weit außerhalb der Sichtweite. Nach dem Frühstück ging's wieder ins Gym. Es macht schon Spaß, aus dem Körper etwas Flüssigkeit zu pressen. 1h ist da gerade ne gute Zeiteinheit und die Sportuhr meint, ich befinde mich im Formaufbau. Ich hoffe sie meint damit nicht meinen Bauch. Wir suchen uns wieder ein paar Sachen zum anschauen aus dem Tagesprogramm. Zu "Darts mit Ina" reicht es nicht, aber ich nehme mir echt vor, diesen Kurs zumindest einmal zu besuchen. Noch habe ich 10 Tage Zeit dazu. So jetzt reicht es aber! Nach einem wirklich vorzügliche Essen gehen wir noch übers Deck um herauszufinden, wann der beste Zeitpunkt für einen Poolbesuch ist. Und was soll ich sagen. Der Pool ist nicht größer als ein besseres Whirlpool und in diesem Pool sind dicht gedrängt 7 Frauen/Damen/Omas und hüpfen senkrecht auf der Stelle. Draußen steht ne junge Lady und gibt den Takt vor. Wie soll ich es jetzt höflich sagen, aber durch das Hüpfen klatschen immer die beiden vorderen Teile der Damen - also wegen des Alters ihre Hautlappen - aufs Wasser und machen so aus der kleinen Badewanne ein Whirlpool. Das ist nur der sichtbare Teil, und wie sagt schon Inkontinenzia die Große. Musst du Pieseln, dann hüpf im Wasser auf und ab und der Drang vergeht. Also mich kriegen keine 10 Hooter angestellte in dieses pieselwarme oder besser brunzlwarme Pieselbecken! Ich bin in der Karibik, da gibt's genug Strände für mich.
Einmal Petra:
Status: Also so hab ich mir das nicht vorgestellt! 😉
Frage: Was haben ein Kreuzfahrtschiff auf dem Karibischen Meer und der Flughafen von Kairo gemeinsam? Antwort: Die - meiner Empfindung nach - arktischen Temperaturen.
So hab ich mir das wirklich nicht vorgestellt, dass ich, sobald ich nicht mehr im Freien bin, von Gänsehaut geschüttelt werde. 🥶🤔 😅 Es ist nicht so, dass ich nichts Langes eingepackt hätte; aber das Zeug war eigentlich eher für die Landausflüge gedacht, um nicht von der Sonne gebraten zu werden.
Vorteil: Ich habe daheim wahrscheinlich wesentlich weniger zu waschen, als gedacht.
Nachteil: Gach fang ich an zu müffeln, weil ich immer das Gleiche anziehe. 🤢
Sonst gibt es am 3. Seetag nicht viel zu berichten. Heinz hat mir den Gehorsam verweigert und wollte partout nicht am „Linedance-Kurs für Anfänger mit Sharleene“ teilnehmen. Find ich eine Frechheit, weil wenn ich schon keine Urlaubsfotos machen kann, dann möchte ich wenigstens lustige Videos haben. 😎
Wir überlegen, am Nachmittag mal probeweise in den Pool zu hüpfen. In die Sonne legen werden wir uns nicht, denn das ist nicht so wirklich unseres. Ausserdem müssten wir dann zuvor noch den Kurs „Grillen mit nackten German für Fortgeschrittene“ besuchen. Dafür fehlt uns allerdings die Lust. 🙃 Update: Die Idee mit dem Pool ist gestorben. Wir sind gerade daran vorbei geschlendert und Heinz hat mir dargelegt, dass er „ganz sicher nicht in das brunzwarme Planschbecken“ steigen wird. 😂
Exkurs: „Österreich und Deutschland erobern die Welt“ oder „Die Verseppelung des Abendlandes“
Eines Abends begab es sich, dass Petra und Heinz wohl genährt und zufrieden nach einem gar wohlschmeckenden Abendessen durch einen ihnen bis dato unbekannten Teil des Schiffes schlenderten. Eigentlich wähnten sie sich in der Karibik, als ein gar wohlbekannter Anblick plötzlich ihr Auge traf. „Almhütte“, prangte in ungelenken Buchstaben aus Holz geschnitzt über dem Eingang zu einem Bewirtungsbetrieb. Die überraschten Flanierer tauschten fragende Blicke und ohne weiteres Zaudern und Zögern betraten sie…es. Das Restaurant des Grauens, die Gaststätte des Entsetzens. Rustikale Tische, Sessel aus unschuldigem Holz herausgeprügelt, allsamt gemahnend an Tiroler Alpenromantik der 70er Jahre. Doch Obacht! Man soll nie voreiligen Schlüssen erliegen! Denn mehr oder weniger dezent eingesetzte Dekoelementen in blau und weiß, geschmackvoll kariert, ließen subtil erkennen, dass es wohl eher angebracht sei, sich in Bayern zu wähnen. Toleranz ist ein hohes Gut, und so waren unsere Helden geneigt, mit einem „Wer‘s braucht!?!“ auf den Lippen den Ort zu fliehen, als ihnen abermals etwas ins Auge stach: Geduckt hinter der Kitsch-Budel, gedemütigt und schamgebeugt, versuchte das asiatische Servicepersonal geflissentlich mit den dort herrschenden Schatten zu verschmelzen. Und wer will es ihnen versagen? Weit weg von der Heimat, unterbezahlt und im Dauereinsatz, ist es ganz sicherlich sein Traum, in rot-weiß karierten Trachtenhemden ihr Dasein zu fristen. Doch irgendwo da draussen muss es irgendeinen Gott geben, denn immerhin müssen die armen Menschen keine Lederhosen tragen…